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Alkohol: Führerschein weg und die MPU droht
Alkohol: Führerschein weg und die MPU droht

Alkohol: Führerschein weg und die MPU droht

Ein Glas Bier und der Führerschein ist weg?
Ein Glas Bier und der Führerschein ist weg?

In den letzten Monaten habe ich den Eindruck gewonnen, als würde sich die Zahl alkohoisierter Fahrten wieder erhöhen. Zumindest bemerke ich einen deutlichen Anstieg von Klienten mit entsprechendem Hintergrund: Alkohol, Führerschein weg, MPU. Ein Umstand, der geradzu danach schreit, mal den Finger auf die Wunde zu legen.

Alkoholproblem und Führerscheinverlust als Herausforderung

Dabei möchte ich weniger den gesellschaftliche Perspektive einnehmen, als vielmehr eine individualistische.

Unser Leben gleicht häufig einer Berg- und Talfahrt. Mal könnten wir die ganze Welt umarmen, mal „sehen wir kein Land“, sind verzweifelt und fühlen eine Ausweglosigkeit in uns aufsteigen. In solchen Situationen erscheint uns die Welt ungerecht. Wir fühlen uns nicht oder falsch verstanden. Wir haben den Eindruck, die vor uns liegenden Probleme nicht bewältigen zu können, sind am Boden. So ist das Leben – unvorhergesehene Wendungen stellen und vor große Herausforderungen. Interessanterweise wird meist der Führerscheinverlust als Problem dargestellt. Der eigene, möglicherweis unkontrollierte, Alkoholkonsum dagegen weniger.

Umgang mit Herausforderungen

Wie wir solche herausfordernden Situationen meistern, hängt von vielen Faktoren ab. Insbesondere unsere Erfahrungen spielen eine große Rolle. Habe ich schon früh das Vertrauen gewonnen, auch vermeintliche große Herausforderungen am Ende erfolgreich gemeistert zu haben, hilft mir das. Ich habe eine hohe sog. Selbstwirksamkeitserwartung. Ich kann mich auf meine Ressourcen verlassen.

Leider gibt es aber auch dysfunktionale Verhaltensmuster – dazu gehört: der Alkoholkonsum. Und der entwickelt sich nur allzu häufig zum manifesten Alkoholproblem: der Alkohol wird zum Werkzeug – er wird instrumentalisiert.

Wenn aus dem Alkoholgenuss ein Alkoholproblem wird

Ein Alkoholproblem ist definitiv eine Herausforderung. Es stellt das Leben eines Menschen auf den Kopf. Die damit verbundenen Konsequenzen können einschneidend sein, wie z.B. der Verlust des Führerscheins und die Notwendigkeit, eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) zu absolvieren.

Stellt sich die Frage nach dem Henne-Ei-Problem: was war zu erst da? Wie bereits angedeutet, stellen wir uns im Verlauf unseres Lebens vielen Herausforderungen. So ist schlicht – das Leben. Daran wachsen wir.

Aber: Herausforderungen sind nicht automatisch negativ. Sie können ebenso positiv sein. Denken Sie beispielsweise an Ihren letzten sportlichen Erfolg. Auch der war eine Herausforderung – und sei es die Tatsache, dass Sie sich schlicht überwinden konnten. obwohl sie so gar nicht wollten. Sie haben den „inneren Schweinehund“ besiegt.

Anstossen

Oft verbunden mit dem erfolgreichen Bewältigen einer Herausforderung ist der Belohnungswunsch. Wir wollen uns etwas gönnen – da kommt häufig der Alkohol ins Spiel: man stößt darauf an.

Andererseits schreiben wir ein entsprechendes Scheitern gern unserer generellen Unfähigkeit zu. Wir fühlen uns in unserer Geringschätzung uns selbst gegenüber bestätigt und betäuben unsere Gefühle.

Zusammengefasst lässt sich also festhalten, dass der Alkoholkonsum ein häufig anzutreffendes Verhaltensmuster nach der Konfrontation mit einer Herausforderung darstellt.

Und da beißt sich die Katze in den Schwanz: festigt sich dieses Verhaltensmuster, wird es zur Gewohnheit. Ein Alkoholproblem wächst heran. Und dessen Bewältigung stellt dann wiederum eine Herausforderung dar.

Entstehung eines Alkoholproblems

Der Weg in ein Alkoholproblem kann schleichend sein und oft unbemerkt beginnen. Was als gelegentlicher Genuss oder Mittel zur Entspannung beginnt, kann sich allmählich zu einem kritischen Konsum entwickeln. In der Folge kann er sich negativ auf das Leben des Betroffenen auswirken. Doch darüber hinaus kann konstatiert werden, dass auch andere Menschen von unserem Alkoholkonsum betroffen sein können und in der Regel auch sind. Auswirkungen auf Beziehung, Familie und Job sind dabei nur ein Teilbereich. Auch die Sicherheit anderer kann gefährdet werden, besonders wenn man sich alkoholisiert ans Steuer setzt. Ebenso besteht ein zu beobachtbarer Zusammenhang zwischen hohem Alkoholkonsum und der Ausübung von Gewalt.

Folge: Verlust des Führerscheins

Für den Betroffenen ist der Verlust des Führerscheins sicher eine der einschneidendsten und gravierendsten Folgen eines Alkoholproblems. Er kann den Betroffenen dazu zwingen, über sein Verhalten und seine Gewohnheiten nachzudenken. Idealerweise ist ein Weckruf, der die Notwendigkeit zeigt, das Alkoholproblem anzugehen und sich Hilfe zu suchen.

Hinzu kommt häufig große Scham. Niemand mag sich seinem Umfeld gerne offenbaren, den Führerschein verloren zu haben oder auf Fragen wie: „warum fährst Du nicht selbst?“ antworten müssen: “ mein Führerschein ist weg“.

Promillegrenzen – wann ist der Führerschein weg?

In vielen Ländern sind die Gesetze streng, wenn es um Alkohol am Steuer geht. Wer mit einem bestimmten Promillewert erwischt wird oder sogar unter Alkoholeinfluss einen Unfall verursacht, muss mit dem Verlust des Führerscheins rechnen. In Europa gilt in weiten Teilen die 0,0 Promillegrenze. In Deutschland konnte sich bisher nicht darauf verständigt werden. Immerhin haben wir uns als Gesellschaft auf den Weg gemacht, dieser Nulltoleranzgrenze zu nähern. Seit 1953 gibt es Promillegrenzen. Lag diese zu Anfang bei 1,5 Promille, so wurde sie 1973 auf 0,8 und 2001 auf 0,5 Promille gesenkt (Promillegrenzen für Autofahrer).

Umgang mit Promillegrenzen

Realistisch betrachtet scheitern die meisten Versuche, sich kontrolliert an diese Promillegrenzen heran zu trinken. Die wenigsten Autofahrer befassen sich im Vorfeld beispielsweise mit der Widmarkformel. Sie gehört nicht unbedingt zu den Themen, die man am Stammtisch oder in fröhlicher Grillrunde zum Besten geben mag. Obwohl: meine Klienten erzählen mir immer wieder davon, wie sie inzwischen von Bekannten auf ihr Know-how angesprochen werden. Sie möchten sich dann gern ausrechnen lassen, wieviel Promille sie bereits intus haben. Doch – ist das wirklich schon die Lösung? Die klare Antwort: nein. Vielmehr spielt das Thema Selbstkontrolle beim Alkoholkonsum eine bedeutsame Rolle.

Bedeutung des Führerscheins

Für viele Menschen ist der Führerschein mehr als nur ein Dokument – er bedeutet Unabhängigkeit, Mobilität und Freiheit. Dies kann nicht nur das eigene Leben einschränken, sondern auch die beruflichen Möglichkeiten und sozialen Aktivitäten stark beeinträchtigen. Doch wenn unkontrollierter Alkoholkonsum und die Teilnahme am Straßenverkehr zusammenkommen, werden diese Privilegien aufs Spiel gesetzt.

Allerdings wäre es kurzsichtig, den Fokus auf den Verlust des Führerscheins zu legen. Auch wenn es zunächst naheliegend scheint. Einen mindestens genauso breiten Raum sollte die Gestaltung unserer Beziehungen und der Erhalt unserer Gesundheit einnehmen.

Übrigens – auch bei der MPU horchen Gutachter sehr genau hin, welche Bedeutung Klienten dem Führerschein beimessen.

Fortsetzung folgt…hier geht’s zu Teil 2

MPU-Know-how.de
Author: MPU-Know-how.de

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