MPU – Wie geht das?
Die MPU ist für viele Menschen ein einschüchterndes Verfahren, das sie durchlaufen müssen, um ihren Führerschein zurückzuerhalten oder bestimmte rechtliche Anforderungen zu erfüllen.
„Federführender“ Gutachter ist übrigens Psychologe, der nicht nur für nur den psychologischen Teil der Begutachtung verantwortlich ist, sondern auch über das Ergebnis der Begutachtung entscheidet und das Gutachten verfasst. Begleiten wir also einen fiktiven Klienten, nennen wir ihn Max, auf seiner Odyssee durch die MPU. Ich erinnere mich mal an einen typischen Ablauf (aus meiner Zeit als MPU-Gutachter):
Vor dem großen Tag
Bevor Max überhaupt den Fuß in die „heiligen“ Räume der Begutachtungsstelle setzt, hat er schon einige Meilensteine hinter sich gebracht: die Anmeldung zur MPU (hoffentlich ohne sich in den unendlichen Weiten der Bürokratie zu verirren), das Zusammenkratzen sämtlicher Dokumente (wer hätte gedacht, dass man selbst und andere so viel über sich selbst zu Papier bringen kann?) und idealerweise ein Teilnahmezertifikat einer MPU-Vorbereitung (kein Hexenwerk, aber nahe dran). Für uns Psychologen beginnt der Prozess mit der Sichtung der Führerscheinakte. Wir informieren uns über den Grund (sog. Fragestellung) der MPU (Alkohol, Drogen, Verkehrsdelikte usw.), eventuelle Vorgeschichten und bereits eingereichte Unterlagen. Unser Ziel ist es, einen Überblick zu bekommen, um die Begutachtung individuell anpassen zu können.
Die MPU: Tag der Wahrheit
Am Tag der MPU begrüßen wir Max in der Begutachtungsstelle. Wir ist vielleicht etwas zuviel gesagt: in der Regel wird ein Klient von Verwaltungsangestellten (klingt schlimmer als es ist) empfangen. Zu Beginn wird der Ablauf der Untersuchung erklärt und ggf. Formalitäten geklärt (Max bekommt auch einen Fragebogen – bezogen auf den Anlass seiner Begutachtung). Die MPU kann stressig sein, beginnt aber meist ganz ruhig im Wartezimmer. Hier wäre auch der richtige Ort, sich noch einmal zu sammeln, tief durchzuatmen und sich mental auf das kommende Gespräch vorzubereiten.
Medizinischer Teil
Obwohl der medizinische Teil natürlich von einem Arzt (Verkehrmediziner) durchgeführt wird, ist es wichtig, dass auch wir Psychologen über die Ergebnisse informiert sind. Sie geben Aufschluss über den körperlichen Zustand von Max und etwaige Substanznachweise, die für die psychologische Einschätzung relevant sein könnten. Daher erhalten wir nach Abschluss der Begutachtung seinen Befund, der dann ins Gutachten integriert wird.
Psychologischer Teil
Nun kommen wir zum Herzstück – der psychologischen Untersuchung.Die psychologische Untersuchung gliedert sich in zwei Hauptteile: das sog. Explorationsgespräch und die Leistungstests:
Das Explorationsgespräch: Hier führen wir ein tiefgehendes Gespräch mit Max, um seine Einstellungen, sein Wissen und sein Verhalten im Kontext der Verkehrsdelikte zu verstehen. Wir erforschen die Hintergründe seines Handelns, mögliche Veränderungen seit dem Vorfall und seine Strategien, um zukünftiges Auftreten des ursächlichen Problemverhaltens zu vermeiden. Ja – es ist kein Gespräch in gemütlicher Kaffeerunde. Es ist ernst. Aber nicht „schlimm“. Das Gespräch erfordert insbesondere vom Gutachter viel Feingefühl, denn es geht nicht nur um die Erfassung von Fakten, sondern auch um das Nachvollziehen und in Beziehung setzen dessen, was Max zu erzählen hat.
Die Leistungstests: Hier wird’s knifflig. Max muss beweisen, dass seine Reaktionsfähigkeit und Aufmerksamkeit nicht nur beim Zocken von Videospielen top sind, sondern auch im realen Straßenverkehr. Die Tests dienen dazu, kognitive und psychomotorische Fähigkeiten zu beurteilen, die für das sichere Führen eines Fahrzeugs wichtig sind. Auch hier wird Max eingewiesen und die verschiedenen Aufgaben erklärt. Selbstverständlich scheint Max im Vorteil, wenn er zumindest keine Berührungsängste mit Rechner und Tastatur hat. Trotzdem: die Werte, die er erreichen muss, um den den positiv zu gestalten, sind relativ niedrig und meist gut zu meistern.
Nach der Odyssee: Auswertung und Gutachten
Nachdem alle Teile der Untersuchung abgeschlossen sind, widmen wir (Psychologe und Arzt) uns der Auswertung der gesammelten Daten. Hier fließen medizinische Befunde, Ergebnisse der psychometrischen Tests und unsere Eindrücke aus dem Explorationsgespräch zusammen. Auf dieser Grundlage erstellen wir ein Gutachten, das eine fundierte Einschätzung bezüglich Max‘ Eignung zum Führen eines Fahrzeugs enthält. Die Fragestellung der Begutachtungsstelle sollte im Ergebnis beantwortet werden.
Abschluss und Ausblick
Die MPU bietet nicht nur die Möglichkeit, die eigene Fahreignung unter Beweis zu stellen, sondern kann auch einen Wendepunkt darstellen, um sich mit persönlichen Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. Als Psychologen ist es unser Anliegen, den Prozess so fair, transparent und unterstützend wie möglich zu gestalten, damit die Klienten ihn nicht nur als Prüfung, sondern auch als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung begreifen können.
Sicher – die MPU ist kein Spaziergang im Park, aber auch kein Gang über glühende Kohlen. Mit dem richtigen Mindset kann sie sogar eine bereichernde Erfahrung sein. Unser fiktiver Klient Max hat es geschafft, und mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung können Sie das auch.